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Versprechen und Fallstricke von KI in der juristischen Praxis

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, viele Bereiche unseres Lebens zu revolutionieren, einschließlich der juristischen Praxis. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der „Journal of Cross-disciplinary Research in Computational Law“, beleuchtet die vielversprechenden Möglichkeiten und die Herausforderungen, die der Einsatz von KI in juristischen Anwendungen mit sich bringt.

Worum geht es in der Studie?

Die Studie untersucht den Einsatz von KI in drei Hauptbereichen der juristischen Arbeit: Informationsverarbeitung, kreative Aufgaben wie die Erstellung von juristischen Dokumenten und die Vorhersage zukünftiger Ereignisse wie Gerichtsentscheidungen. Die Autoren analysieren, wie gut KI in diesen Bereichen performt und welche Evaluationsmethoden geeignet sind, um die tatsächliche Leistungsfähigkeit von KI zu bewerten.

Erkenntnisse der Studie

  1. Informationsverarbeitung: KI kann in der Verarbeitung von Informationen, wie der Zusammenfassung von Gerichtsfällen oder der Suche nach relevanten Dokumenten, nützlich sein. Hier ist die Bewertung der KI-Leistung relativ einfach, da es klare richtige Antworten gibt und die relevanten Informationen für die Entscheidung leicht verfügbar sind.
  2. Kreativität, Urteilsvermögen und Argumentation: Bei Aufgaben, die Kreativität und Urteilsvermögen erfordern, wie das Verfassen von juristischen Schriftsätzen, ist die Bewertung schwieriger. Es gibt keine eindeutigen richtigen Antworten, und unterschiedliche Juristen könnten unterschiedliche Ansätze verfolgen. Die Studie betont, dass die bisherigen Evaluationsmethoden oft überoptimistisch sind und nicht die tatsächlichen Anforderungen in der Praxis widerspiegeln.
  3. Vorhersage von Gerichtsentscheidungen: Die Vorhersage von Gerichtsentscheidungen durch KI ist besonders problematisch. Viele Studien verwenden Daten, die das endgültige Urteil bereits enthalten, was die Ergebnisse verzerrt. Zudem sind die Genauigkeit solcher Vorhersagen und die Berücksichtigung aller relevanten Faktoren oft unzureichend.

Probleme und Gefahren

Die Studie identifiziert mehrere zentrale Probleme und Gefahren beim Einsatz von KI in der juristischen Praxis:

  • Datenkontamination: Häufig werden Trainings- und Testdaten nicht sauber getrennt, was zu überoptimistischen Leistungsschätzungen führt. Ein bekanntes Beispiel ist die Verwendung von Datensätzen, die bereits Informationen über das Urteil enthalten.
  • Mangelnde Konstruktvalidität: Die gängigen Benchmarks und Tests spiegeln oft nicht die realen Anforderungen der juristischen Praxis wider. Ein gutes Abschneiden bei Prüfungen wie dem Bar Exam bedeutet nicht automatisch, dass die KI in der Lage ist, komplexe juristische Aufgaben zu bewältigen.
  • Sensitivität gegenüber Eingaben: Kleine Änderungen in den Eingaben können zu erheblich unterschiedlichen Ergebnissen führen, was die Zuverlässigkeit der KI verringert. Dies ist besonders problematisch, wenn die KI von Laien genutzt wird, die möglicherweise nicht in der Lage sind, die richtigen Fragen zu stellen.

Empfehlungen der Autoren

Um den Einsatz von KI in der juristischen Praxis zu verbessern, geben die Autoren mehrere Empfehlungen:

  1. Einbeziehung von Rechtsexperten: Die Entwicklung und Bewertung von KI-Systemen sollte unter Einbeziehung von Juristen erfolgen, um sicherzustellen, dass die Tests und Benchmarks die tatsächlichen Anforderungen der Praxis widerspiegeln.
  2. Natürliche Evaluationsmethoden: Es sollten realitätsnahe Tests durchgeführt werden, die die tatsächliche Nutzung von KI durch Juristen und Laien simulieren, um ein besseres Verständnis der Leistungsfähigkeit und der Limitationen zu gewinnen.
  3. Transparente Kommunikation: Die Anbieter von KI-Systemen sollten klar und deutlich über die Limitationen ihrer Systeme informieren, um Fehlanwendungen und Missverständnisse zu vermeiden.
  4. Einsatz in klar definierten und überwachten Bereichen: KI sollte in Bereichen eingesetzt werden, in denen die Ergebnisse leicht überprüfbar sind und die Konsequenzen von Fehlern minimal sind, wie bei der Überprüfung von Fehlern in Dokumenten.

Fazit

Die Studie zeigt, dass KI zwar vielversprechende Anwendungen in der juristischen Praxis hat, aber auch erhebliche Herausforderungen und Gefahren mit sich bringt. Eine sorgfältige Evaluierung, Einbeziehung von Experten und transparente Kommunikation sind entscheidend, um die Vorteile von KI zu nutzen und ihre Risiken zu minimieren. Nur durch einen verantwortungsvollen Einsatz kann KI einen echten Mehrwert für die juristische Praxis bieten.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT-Recht & Strafrecht)
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Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT-Recht & Strafrecht)

Ich beschäftige mich intensiv im technologischen Bereich mit Fragen der Softwareentwicklung, KI und Robotik - nicht nur als Jurist, sondern eben auch selbst als Entwickler. In diesem Blog teile ich Inhalte vor allem rund um Robotik bzw. Roboterrecht und ergänzend zum Thema KI. Von mir werden Unternehmen im gesamten IT-Recht beraten und vertreten.